Gegen den Winter-Blues
Gegen den Winter-Blues
Wer möchte nicht einfach vom Jungbrunnen kosten und wieder fit sein, wenn nach jahrelanger körperlicher Inaktivität alle Gelenke steif sind, die Muskulatur schlaff, die Figur wie ein Hefeteig aufgegangen ist und Herz und Lunge bereits bei der kleinsten Treppe ächzen?
Auch wenn der Jungbrunnen eine schöne Illusion bleibt: Wieder fit zu werden sollte doch in wenigen Wochen machbar sein. Schon einige Wochen systematischer und wohl-dosierter körperlicher Beanspruchung können wahre Wunder bewirken. Oder ist es etwa kein Wunder, daß wir uns nach kurzer Zeit des sportiven Bewegens deutlich wohler und ausgeglichener fühlen, die Treppe nun viel leichter bewältigen oder bei einer längeren Belastung, wie einer Fahrradtour, nicht mehr so schnell und nachhaltig ermüden? Zu den vielen positiv empfundenen Effekten, die wir bemerken, zählt auch ein jetzt erholsamerer Schlaf.
All das ist auf die Umstellung unseres gesamten Organismus zurückzuführen, die durch die vermehrte körperliche Beanspruchung in Gang gesetzt wird. Sicher ist ein Mehr an Bewegung mit Mühen und auch mit einer gewissen Anstrengung verbunden, eine Plackerei muß und sollte es jedoch nie werden. In der anfänglichen Umstellungs- oder Gewöhnungsphase bleibt einem manchmal auch ein Muskelkater nicht erspart, aber unser Bewegungsapparat gewöhnt sich schnell an diese weniger motivierenden Begleiterscheinungen.
Aller Anfang ist schwer
Wie bei allem, was wir beginnen, ist der Anfang schwer; aber wenn diese Anfangshürden überwunden sind, dann werden wir reichlich belohnt. Der Lohn ist ein Mehr an Gesundheit, Wohlbefinden und Vitalität – das, was unsere Lebensqualität im Kern ausmacht. Noch mehr: Das Leben macht einfach mehr Spaß und bringt mehr Freude und Zufriedenheit, wenn man sich bewegen kann wie man möchte. Oft könnte man gar von Lust sprechen, Lust an und bei Bewegung. Besonders der Sport ermöglicht Lusterlebnisse auf vielfältigste Art und Weise, vor allem, wenn er mit anderen zusammen getrieben wird.
Bei kleinen Kindern, die ihre Umwelt durch Bewegung erobern und durch »Begreifen« verstehen lernen, ist diese Bewegungslust noch ganz unverfälscht vorhanden. Unermüdlich sind sie in Bewegung, denn die ist für ihre körperliche, geistige und emotionale Entwicklung von größter Bedeutung. Nur auf diese Weise wird unser Organismus sich so entwickeln und erhalten, daß er den Lebensanforderungen »gewachsen« ist. Und da alles Lebende sich zu erhalten trachtet, hat die Natur als Anreiz eine Belohnung »erfunden«, die wir Lust nennen. Denken wir an die Nahrungsaufnahme oder die Fortpflanzung, wird die Bedeutung dieser Lust- und Genußreize unmittelbar deutlich; nicht nur ihr bloßes Vorhandensein, sondern auch ihre Ausprägung sichert – zumindest bei uns Menschen – das Leben. Dieses Belohnungssystem wird von unserem Gehirn gesteuert, indem es beispielsweise bei ausreichender Bewegung körpereigenes Morphium ausschüttet, ein Hormon, das uns bekanntlich in eine angenehme Stimmung versetzt und unangenehme Gefühle, die z.B. durch übermäßige Anstrengung oder Schmerzen entstehen, reduziert.
Mit dem Erwachsenwerden jedoch ändert sich unser Verhalten zumeist: Unsere Bewegungsbereitschaft läßt nach, wir werden zunehmend bequemer. Diese uns von der Natur mitgegebene Verhaltensdisposition steht leider ganz im Gegensatz zu dem ebenso natürlichen Bedürfnis, Lust, Spaß und Freude durch sportive Bewegung zu erzielen. Letztlich macht jedoch jeder seine eigene Glücksbilanz und entscheidet sich entweder für den vermeintlichen Gewinn durch Bequemlichkeit oder für die echten Vorteile durch Sport. Die große Mehrheit unserer Bevölkerung hat sich für die Bequemlichkeitsvariante entschieden, wahrscheinlich, weil sie die andere Seite der Medaille noch nicht erlebt hat. Doch immer mehr Menschen gehen dieses Selbstexperiment ein und stellen fest, daß die Bewegungsvariante die weitaus gewinnbringendere ist – man denke an die boomende Laufbewegung oder in jüngster Zeit an die Walking-Welle. All diese Menschen erleben an Leib und Seele: Bewegung tut gut – sie ist ein Bestandteil des Lebens, der sich durch nichts ersetzen läßt.
Dem Winter-Blues ein Schnippchen schlagen
Gerade jetzt, in der grauen Jahreszeit, sollten Sie einmal dieses Selbstexperiment wagen. Warum gerade jetzt? Schauen Sie sich doch mal den Himmel an: wolkenverhangen, die Sonne macht sich rar, die Temperaturen befinden sich im Sinkflug. Die Tage werden kürzer, schon am Nachmittag ist es dunkel, der Winter-Blues hat Konjunktur. Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwäche bis hin zu depressiven Verstimmungen. Grund: Der Hormonhaushalt kommt aus der Balance, unser Stoffwechsel stellt die innere Uhr auf Winterschlaf ein. Fehlendes Sonnenlicht reduziert das Vitamin D, den Muntermacher schlechthin. Zudem gewinnt das müde machende Hormon Melatonin gegenüber dem stimmungsfördernden Serotonin die Oberhand.
Dennoch gibt es keinen Grund zur Verzweiflung – niemand muß diesen Blues akzeptieren! Attackieren Sie Ihr Stimmungstief – Lauf- oder Walking-Schuhe an und raus an die frische Luft, egal ob die Sonne lacht oder der Regen prasselt. Gehen und Laufen sind die allemal am wenigsten umständlichen und überall durchführbaren Bewegungsvarianten. Und wem die nicht zusagen oder wen gesundheitliche Probleme hindern, der schwingt sich aufs Fahrrad; gerade in der wunderschönen Mittelgebirgslandschaft der Region gibt es unendlich viele reizvolle Touren. Oder nutzen Sie das feuchte Element! Insbesondere Göttingen bietet hier mit seinem Badeparadies wie kaum eine andere Stadt hervorragende Möglichkeiten, Bewegung, Entspannung und Kommunikation miteinander zu verbinden.
Aber unabhängig davon, welche Bewegungsart Sie wählen, sie sollte nicht so sehr intensiv, sondern ausdauernd betrieben werden (worauf ich in den nächsten Folgen näher eingehen werde). Gegen Ausdauersport hat der Blues jedenfalls keine Chance ...
Auch beim Essen kann man dem winterlichen Stimmungstief die Zähne zeigen. Die Natur hält einige Köstlichkeiten bereit, mit denen wir besser gelaunt durch die triste Zeit kommen. Bei richtiger Auswahl der Nahrungsmittel aktivieren Sie das Gute-Laune-Hormon Serotonin und legen dem Miesmacherhormon Melatonin die Zügel an. Besonders in der Weihnachtszeit ist die Gefahr, dem Überangebot an Süßem zu erliegen und auf diese Weise schnell an Körpergewicht und -umfang zuzulegen als einem lieb ist, groß. Dieses so schwer zu zügelnde Bedürfnis nach allem, was süß ist, hat einen Grund: Der Mangel an Serotonin läßt sich durch Zucker ausgleichen. Deshalb versüßen wir uns diese stimmungsdämpfende Jahreszeit mit Schokolade, Marzipan und Weihnachtsgebäck und greifen gern und begierig zu diesen Dickmachern. Was Sie in Maßen durchaus tun können, vorausgesetzt, Sie bewegen sich regelmäßig ausreichend. Andererseits: Wenn Sie sich ausreichend bewegen, haben Sie auch kaum ein Bedürfnis nach Süßem. Das ist doch auch eine gute Nachricht, oder?
Schon die wenigen hier angesprochenen Punkte zeigen, wie wichtig angemessene Bewegung und richtige Ernährung für unsere Lebensqualität sind. In den nächsten Folgen werde ich Ihnen hierzu weitere Argumente liefern. Weiterhin gebe ich Ihnen Hinweise und Anleitungen, wie Sie Schritt für Schritt fit und vital werden und Ihre Figur an Attraktivität gewinnt.
Bleiben Sie am Ball – Sie können nur gewinnen!
Ihr Rolf Geese