Page 26 - Freizeitarena
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entdeckungen in den pilzen
Mit Gudrun Fricke-Bode in die Pilze
Tintling, Wulstling, Frauentäubling
Auch bei diesen Lehrausflügen geht es darum, in dem Weidenkorb, den man zu ihnen tunlichst mitnehmen sollte, viele schmackhafte Pilze nach Hause zu tragen, um sie dort fachgerecht zuzubereiten. Worum es nicht geht, wird bereits nach wenigen Metern unserer Tour klar: um die Landschaft. Getroffen haben wir uns im Gartetal auf dem Parkplatz unterhalb der kleinen Kapelle am Wittmarshof. Von dort geht es hinauf in den Wald Richtung Gleichen, in eine der schönsten Gegenden, die Göttingens Natur zu bieten hat. Doch von der Schönheit des sommerlichen Mischwaldes bekommt man rein gar nichts mit: Auch die Blicke des Pilz-Anfängers sind schon nach wenigen Schritten ausschließlich auf den Erd- boden geheftet. Dort ist selbst an diesem etwas trüben Juli- sonntag überraschend viel zu entdecken. Dabei ist die eigentli- che Pilzsaison noch in weiter Herbstferne, die Nebensaison mit dem morchelreichen Mai schon vorbei. Eigentlich müsste es
schon die ersten Pfifferlinge geben, doch dazu war es in letzter Zeit zu trocken. Dennoch sprießt bei genauerem Hinschauen so allerlei aus dem Waldboden. Manches ist unspektakulär und winzig, doch einige Pilze sind schon prächtig entwickelt. Dar- unter befindet sich einer, den wir als Speisepilz mitnehmen können: der Filzröhrling, ein »Massenpilz«. Wir finden des Wei- teren: den Gelben Täubling und den Frauentäubling, deren Namen vielsagend dem »Betäuben« entlehnt sind und von denen es rund 200 Verwandte gibt, den kleinen Tintling, den Scheidenstreifling, den isabellfarbenen Wulstling (ein Bruder des berüchtigten Knollenblätterpilzes). Vergeblich suchen wir das Kuhmaul und den Hexenröhrling, die beide zu dieser Zeit an diesem Ort vorkommen müssten. Pilze gibt es das ganze Jahr über in großen Mengen – kein Baum ohne zugehörige Pilze, erklärt Frank Dicks. Der 48-Jährige ist nicht nur der Ehemann unserer Expeditionsleiterin, er teilt auch deren Leidenschaft.
Liebe geht durch den Magen – dass auch dieses Sprichwort einen gewissen Wahrheitsgehalt hat, illustriert die Geschichte von Gudrun Fricke-Bode. Ausschließlich aus kulinarischen Gründen, um Speisepilze zu sammeln, hat sich die heute 47-Jährige einer qualifizierten Pilz-Exkursion angeschlossen. Und war davon so angefixt, dass sie sich in das Thema Pilze auf denkbar intensivste Weise verschossen hat. Seit Jahren widmet sich die geprüfte Pilzberaterin in selbstständiger Nebentätigkeit den Pilzen – und
führt seit 2008 ihrerseits Interessierte durch die Umgebung Göttingens.


































































































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