Page 27 - Freizeitarena 55
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  Warum sie das tun, kann
Martin Wieprecht erklären, der beim ASC
Göttingen federführend an der Gründung einer E-Sport-Gruppe beteiligt war, die von Jakob Stö- riko geleitet wird. Seit Anfang des Jahres treffen sich regelmäßig mittwochs und freitags um 18 Uhr rund 30 junge Leute im ASC-Clubhaus in der Danzi- ger Straße zum ambitionierten E-Sport in einer offenen Trainingsgruppe: League of Legends, Global Offensive, Autochess und anderes stehen auf dem Programm. Die Initiative ging vom E-Sport der Uni- versität aus, der eine Kooperationsmöglichkeit suchte und beim ASC Göttingen fand. Für die Gamer besteht der Vorteil darin, dass sie nicht mehr zuhause hocken, sondern im Verein das Gruppener- lebnis finden. Vor allem aber gibt es eine professio- nelle Betreuung durch E-Sport-Trainer. Die Gamer haben also die Möglichkeit, sich unter kompetenter Anleitung zu verbessern. Für den Verein wiederum eröffnet der E-Sport die Chance, neue Mitglieder zu akquirieren und sein Angebot zukunftsträchtig zu erweitern. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Menschen wenig Neigung verspüren, sich verbind- lich auf Vereinsmitgliedschaften einzulassen, ist das eine relevante Perspektive.
Einer, der diese Perspektive für Vereine auch erkennt und gleichzeitig beobachtet, dass dies lange noch nicht in allen Köpfen angekommen ist, ist Dominik Mayer, der u.a. Geschäftsführer der Virtual-Reality-Lounge Veelix in der Kurzen Straße ist (und nebenbei Wildwasserkanutrainer bei der TWG). Als IT-Experte berät er Sportvereine – mit einem (noch) ernüchternden Fazit. Bei den meisten Verantwortlichen sieht er nach wie vor eine zu geringe Bereitschaft, sich auf die Digitalisierung im Sport einzulassen. Die Kluft zwischen dem analo- gen Sporttreiben und dem als fremde Parallelwelt empfundenen
E-Sport sei noch sehr groß. Dabei gehe es auch im Sport darum, die Digitali- sierung, die unaufhalt- sam ist, vernünftig zu steuern. Für die Vereine
sei der E-Sport eine Chance, aber auch eine
gesellschaftliche Verpflich-
tung. Mayer weiß aber auch,
dass es pragmatische Hin-
dernisse gibt: E-Sport-Grup-
pen einzurichten, sei nichts,
was man mal so eben
nebenbei leisten könne. Man
brauche nicht nur qualifizierte Mitarbeiter, sondern auch eine nicht eben kostengünstige Infrastruktur, sprich: Rechner. Kleine Vereine könnten sich so etwas in der Regel kaum leisten. Gefragt seien große Vereine oder Vereinskooperationen.
Beim ASC Göttingen wurden immerhin 13 Rechner angeschafft, und die Offenheit im Verein für die neue Welt des Sports ist vorhanden. Hier und da habe es anfangs vielleicht Skepsis gegenüber den »Nerds« gegeben, die mehrmals die Woche anrü- cken, um im ASC-Clubhaus vor den Bildschirmen zu sitzen, berichtet Martin Wieprecht. Das habe sich aber gegeben. Der Brückenschlag zum Paralleluniversum E-Sport scheint
zu gelingen. Und dabei ist das Ziel des ASC Göttingen nicht nur, Akzeptanz für das virtuelle Sport- treiben zu schaffen, sondern die E-Sportler zudem auch für die ana- logen Angebote zu begeistern, weil der klassische Bewegungssport auch die Gamer-Fitness verbessert. Dann kann auch der digitalste Gamer entdecken, wie viel Spaß es macht, analogen Sport zu treiben und so
nebenbei alle bösen Klischees locker widerlegen.   t.s.
KONTAKT
ASC Göttingen von 1846 e. V.
Danziger Straße 21
37083 Göttingen asc46.de/sportarten/e-sport esport@asc46.de
Veelix – VR-Lounge
Kurze Straße 2 37073 Göttingen www.veelix.de info@veelix.de
(Alle Angaben ohne Gewähr)
 Statt alleine zuhause, als Gruppe im Verein seiner Leidenschaft frönen.
     








































































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