Page 26 - Freizeitarena 55
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   Ego-Shooter im Sportverein
Auch in Göttingen liegt E-Sport im Trend
Und wie es bei Klischees so ist:
Natürlich gibt es genau solche Gamer. Die ganze weite Welt derjenigen, die E-Sport betreiben, auf dieses Klischee zu reduzieren, wäre hingegen unsachlich, wofür allein schon Zahlen sprechen. Bei aller Vagheit und Widersprüchlichkeit, die diesen Zahlen innewohnen, sind die Trends doch klar. Rund
60 Prozent aller Menschen unter 24 gaben 2017 in einer Befragung an, E-Sport zu kennen (laut Wikipedia; dort auch mehr Zahlenmaterial), bis zu 40.000 Zuschauer sammeln sich in großen Hallen, die Preisgelder für Profis erreichen astronomische Dimensionen und die Umsätze, die mit E-Sport gemacht werden, schnellen immer wei- ter in die Höhe – egal ob Strategiespiel (Starcraft, League of Legends), Ego- Shooter (Counterstrike) oder virtuelle Sportarten wie die Fußballsimulation Fifa. Erstaunlich ist, dass diese große Welt in analogen Zusammenhängen kaum vorkommt: Welche traditionelle Zeitung berichtet in ihrem Sportressort über E-Sport, wann haben Sportschau oder Aktuelles Sportstudio E-Sport im
Programm?
Zumindest bei den Älteren unter uns dürfte es gewisse Klischeevorstellungen geben: E-Sport (oder eSport, ESport usw. – die Schreibweisen sind vielfältig) wird betrieben von blassen jun- gen Menschen meist adipösen Körperbaus, die in 36-Stunden-Schichten ihrer Computerspiel- sucht frönen, sich ungesund ernähren und irgendwann, wenn alles ganz ungünstig läuft, auf unangenehme Weise verhaltensauffällig werden.
Rhetorische Fra-
gen. Allenfalls im
letzten Sommer ging das Thema E-Sport auch durch die »Leit- medien«, als der Deutsche Olympische Sportbund die Ergeb- nisse eines von ihm in Auftrag gegebenen Rechtsgutachtens veröffentlichte, demzufolge E-Sport offiziell nicht als Sport anzuerkennen ist: Spiele an einer Konsole seien kein Sport im Sinne des geltenden Rechts.
Die Argumente pro und contra wurden damals intensiv disku- tiert. Contra: die Aktiven bewegen sich nicht, sondern sitzen nur herum, und das auch noch nicht mal an der frischen Luft. E-Sport ist nur ein Spiel ... Das sei Schach freilich auch und werde dennoch als Sportart akzeptiert, wenden die Befür- worter des E-Sports als Präzisions-Sportart ein und verwei- sen auf die körperlichen Voraussetzungen der Computer- spiele: die motorischen Leistungen der Spielenden am Einga- begerät, Konzentration, Reaktionsschnelligkeit, komplexe Hirntätigkeit – sehr anstrengend das Ganze und ohne eine gewisse Fitness kaum möglich. Lösen wird sich das Dilemma vermutlich von ganz allein, durch die demographische Ent- wicklung und die Veränderungen im Vereinssport. Immer
mehr Sportvereine bieten E-Sport an. So mittlerweile fast alle namhaften Fuß- ball-Clubs, die ihre eige- nen Fifa-Abteilungen ins Wettbewerbsge-
schehen schicken.
E-Sport
 Klischees werden bedient, sind aber nur ein kleiner
Teil dieses Sports.
  

















































































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