Page 27 - Freizeitarena
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  Axel Bauer hat in Göttingen von 1974 bis 1980 Germanistik und Sport studiert, gehört allerdings nicht zu all den vie- len, die des Studiums wegen nach Göttingen gekommen und dann hier hängengeblieben sind. Bauer ist vielmehr hier geboren – und geblieben. Schon während seines Lehramtsstudiums sind ihm zwei Sachen klar geworden: zum einen, dass er eigentlich gar nicht unbe- dingt Lehrer werden wollte, zum anderen, dass er den Ort gefunden hatte, an dem er sein zukünftiges Berufsleben verbringen wollte: die – so der heutige Begriff – »Zentrale Einrichtung für den Allgemeinen Hochschulsport« (ZEHS) am Sprangerweg. Schon während des Studi- ums hatte er dort Kurse in seinem Studienschwerpunkt Kanusport gegeben, dann als Intermezzo sein Referendariat in Fulda absolviert, er war Landestrainer für Kanurennsport in Hannover, hat aber den Kontakt zum IFL, dem damaligen Institut für Leibesübungen, nie abreißen lassen. Im Gegenteil: Er habe »gezielt auf einen Job am IFL hingearbeitet«. Nachdem er eine Zeit lang nebenbei Lehraufträge übernommen hatte, wurde er dort 1985 fest angestellt, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, 2000 als stellvertretender und 2011 schließlich als Leiter des Hochschulsports. In knapp zwei Jahren wird Axel Bauer Pensionär, er hat das genaue Datum im Kopf – allerdings hat man nicht den Eindruck, dass er diesem Termin entgegenfiebert. Im Gegenteil: Es ist offensichtlich, dass er sich am »IFL« (das Kürzel ist in Göttingen nicht totzukriegen) extrem wohlfühlt – und im Übri- gen etwas unwillig von sich selbst erzählt. Lieber spricht er über seine Arbeitsstelle, die er als »Traumjob« bezeichnet. Kein Wunder: Seit 45 Jahren begleitet und prägt Bauer in unterschiedlichen Funkti- onen die Entwicklung des Göttinger (Hochschul-)Sports, der sich in dieser Zeit grundlegend verändert hat.
Der allgemeine Hochschulsport wird oft mit dem Sportstudium ver- wechselt. Während Letzteres Forschung und Lehre, in der Regel die wissenschaftliche Ausbildung künftiger Sportlehrerinnen und -leh- rer, ausmacht, ist der Hochschulsport eine Dienstleistungsreinrich- tung, die allen Studierenden, Lehrkräften und Bediensteten der Uni- versität gegen ein monatliches Entgelt zur Verfügung steht. War der Hochschulsport früher dem Institut für Sportwissenschaft unter- gliedert, ist er seit 1980 eine separate Einrichtung. Seit 2002 gibt es zudem einen gemeinnützigen Verein, dessen Ziel es ist, durch Nut- zerbeiträge Mittel zu erwirtschaften, die dem Ausbau der Angebote des Hochschulsports dienen. Er macht das mit Erfolg: Die Kletter- halle RoXx (seit 2006, erweitert 2013), das Fitnesszentrum (FIZ) (seit 2002, ausgebaut 2009), die überdachte Soccer-Arena mit vier Plätzen (seit 2016) sind sichtbarer Ausdruck einer kontinuierlichen Weiter- entwicklung. Sie wurden – auf diese Feststellung legt Axel Bauer Wert – nicht durch Steuergelder, sondern durch selbst erwirtschaf- tete Mittel finanziert (insgesamt 10 Millionen Euro) und stehen im
Übrigen zum Großteil auch der Allge-
meinheit zur Verfügung. Der Hochschul-
sport ist Teil des städtischen Sportangebots,
wobei der zentrale Gedanke nicht in Konkurrenz, sondern Ergänzung besteht: Ein regelmäßiger Austausch mit GoeSF und Stadtsportbund steht für diesen kollegialen Geist. Niemals, so Bauer, habe man in der Vergangenheit Konfliktsituationen mit der GoeSF oder Vereinen gehabt, sondern man entwickele Projekte mit Alleinstellungsmerk- mal: die Kletterhalle zum Beispiel, aber auch Veranstaltungen wie den Great Barrier Run, oder man agiere gemeinsam kooperativ bei anderen Angeboten, zum Beispiel bei der Ausrichtung von Deutschen Hochschulmeisterschaften.
Die Infrastruktur des Hochschulsports wird rege angenommen, weil sie eine zusätzliche Qualität ins Göttinger Sportleben bringt. Zugleich funktioniert sie aber auch, weil die Nach- frage groß ist und zunimmt. 50% aller Göttinger Studierenden neh- men Angebote des Hochschulsports in Anspruch, 6500 Nutzer pro Monat klettern im RoXx, rund 5000 Kinder nehmen an den vom Hoch- schulsport veranstalteten Ferienprogrammen teil. Das ist laut Bauer auch ein Beleg dafür, dass die These von einer immer bewegungs- feindlicheren Lebensweise in der modernen Gesellschaft nicht für alle zutreffe, die Lust an der Bewegung nehme in bestimmten Krei- sen vielmehr zu. Zu Entwicklungen, wie sie Axel Bauer seit seinem Studienbeginn konkret verfolgt, gehören natürlich auch die Verände- rungen innerhalb des Sports, auf die der Hochschulsport reagieren muss: eine immer weitere Diversifizierung von Sportarten. Aktuelles Beispiel: der Boom von E-Sport. Dem
Aufgreifen solcher Entwicklungen
oder deren Initiieren sind freilich
Grenzen gesetzt: durch die räumli-
che Infrastruktur und die Finanzier-
barkeit von Personal – derzeit rund
40 Hauptamtliche sowie 500 Hilfs-
kräfte. Nicht viele Grenzen gab es
offensichtlich für Ideen und Energien: Bauer kann auf etwas verwei- sen, das Anlass zu Stolz geben sollte. Für die Zeit nach dem aktiven Dienst ist vorgesorgt: da gibt es ein Haus, das Raum fürs handwerk- liche Hobby bietet, fünf Enkelkinder – und natürlich den Sport. Sei- nen Sportarten Kanufahren und Skisport wird Axel Bauer mehr Zeit einräumen können. Vorbereitet ist er in Theorie und Praxis: als Dozent der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention und als Coach einer Gruppe von Senioren, die sich am »IFL« tummeln (Freizeitarena 49/2017). Aber noch ist es nicht so weit, noch gibt es viel zu tun im »Traumjob Hochschulsport«.   t.s.
»Ich habe gezielt auf einen Job am IFL hingearbeitet.«
 INFO
Zentrale Einrichtung Hochschulsport
Gutenbergstraße 60, 37075 Göttingen www.my.sport.uni-goettingen.de
(Alle Angaben ohne Gewähr)
my.sport.uni- goettingen.de
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