Page 20 - Freizeitarena 53
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trends
Wandern
Wandern im Wandel
Auf sechs neu konzipierten Touren geht es im Göttinger Stadtwald rund
Schon lange ist das Wandern nicht mehr allein des Müllers Lust. Und auch das Image des Wanderns als etwas dröge Art der Freizeitgestaltung gehört der Ver- gangenheit an: Wandern liegt quer durch alle Schich- ten und Altersgruppen im Trend. Das mag auch daran liegen, dass der Wald sich großer Beliebtheit, auch in den Medien, erfreut. Die hohen Verkaufszahlen von Büchern wie Peter Wohllebens »Das geheime Leben der Bäume« sind ein Indiz dafür. Dass wir so entfrem- det von der Natur leben, lässt uns der Natur wieder näherkommen.
Diesem Para- dox kann Lena Dzeia aller- dings vorwiegend Positives abgewinnen. Seit 2018 ist sie die neue Leiterin des Göttinger Stadtforstes und beobachtet ein deutlich zunehmendes Inte- resse der Bevölkerung an ihrem Wald, eine große Neugier und einen kritischen Umgang mit dem, was im Wald geschieht, wie er bewirtschaftet wird. Sie erlebt das – wie auch ihre Kollegen –, wenn sie uniformiert im Wald unterwegs ist und von Wanderern angesprochen wird. Sie erfährt es aber auch durch Mails, Post und Telefonate, in denen zum Beispiel Wanderkarten nachgefragt werden. Obwohl nicht auszuschließen ist, dass die Göttinger Menschen
besonders aufmerksam und auch anspruchsvoll sind (was wiederum an einem hohen Bildungsniveau liegt), sieht Dzeia auch in diesem Interesse durchaus einen grundsätzlichen Trend. Dabei habe sich das Verhältnis der Menschen zum Wald verändert: Selbstverständliche, regelmäßige Aufenthalte im Wald seien heute eher die Ausnahme, eine Wanderung sei beinahe Teil einer Art »Eventkultur«, sie wird geplant, sollte auf eine struktu- rierte Infrastruktur zurückgreifen können und zu attrak- tiven Zielen führen, etwas Besonderes bieten.
»Wanderbar! – Göttinger Wald«: der Göttinger Stadtwald wurde für wanderlustige Menschen neu erschlossen.