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gesund
tango argentino
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Gesunde Leidenschaft
Dr. Michael Groß, Spezialist für funktionelle Anatomie/Ganganalyse und Tangolehrer
Wie kein zweiter Tanz steht Tango für die perfekte Darbietung von Schönheit, Erotik, Leidenschaft - etwas, das wunderbar anzuschauen ist. Aber gerade deshalb kann es gleichzeitig auch abschreckend wirken, denn der Gedanke liegt nahe: Solche Artistik und Ästhetik ist nur etwas für Artisten und Ästheten, nichts für die Allgemeinheit. Man kann sich nur bla- mieren – und verzichtet dankend. Das aber wäre schade, denn all die perfekten Bilder (die manchmal nur Klischees sind), len- ken auf eine falsche Spur. In Wahrheit ist Tango – genauer: der sogenannte Salontango, um den es hier geht, der Tango Argen- tino - nämlich eine sehr demokratische Kultur: ein Tanz für ALLE.
Nicht nur für Artis- ten. Er wird von den Menschen mit Freude getanzt, nicht konsumiert. Und zwar überall auf der Welt, von
Millionen von Anhängern. Und er ist auch ganz anders als der Standardtango, den man vielleicht in der Tanzschule gelernt hat. Und im Übrigen ist er auch noch sehr gesund!
Tango Argentino ist ein subtiler, körperlicher Dialog. Wie ein trauliches Gespräch. Diese Form der körperlichen Kommunika- tion funktioniert aber nur, wenn man in einer schönen, anato- misch guten Haltung unterwegs ist. Im Tango geht es also um natürliche, physiologisch »richtige« Bewegungsmuster. Und hier wird die Sache interessant: Man kann nämlich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: das gesellige Umfeld, die wun- derbare Musik – mit der Gesundheit!
Was manche vielleicht überraschen wird, aber dennoch leider wahr ist: Wir bewegen uns heute nicht mehr auf natürliche, das heißt anatomisch korrekte Weise. Oft wird der Kopf nach vorne geneigt, die Schultern sind blockiert oder hochgezogen, der Brustkorb ist nicht präsent, der Rücken oben zu rund und unten eingebuchtet (Hohlkreuz) usw. Die Folge sind Verspannungen, Schmerzen (meist im Rücken) oder Missempfin- dungen, die bis in die Beine ausstrahlen. Dazu kommen dann noch Gangfehler wie einwärts gedrehte oder schlecht abroll- ende Füße, unzureichende Knie- und Hüftarbeit, ein »schaukeln- des« Becken und ähnliches. Kurz: Es fehlt das Bewusstsein für eine bewegungsphysiologisch »richtige« Motorik. Allein schon das Wissen über den Zusammenhang von achtloser Bewegung und bestehenden Schmerzen kann helfen, Gesundheitsprobleme zu mildern. Geht man achtsam mit seinem Körper um und
zieht die richtigen Konsequenzen durch bewusste Bewegungsabläufe, wie man sie beim Tango lernen
kann, verschwinden Schmerzen manchmal sogar
ganz.
Mit dem Doppel-Schwerpunkt »Tango und Gesund-
heit« beschäftigt sich ein neuer Kurs, den die GoeSF
erstmals in diesem Frühsommer anbietet (siehe Seite
16). Der Leiter des Kurses, Dr. Michael Groß, ist Spezialist für funktionelle Anatomie/Ganganalyse und gleichzeitig Tangoleh- rer. Unter anderem schreibt er über bewegungsphysiologische Themen in der europaweit größten Fachzeitschrift für Tango Argentino, der »Tangodanza«.
Es geht um natürliche, physiologisch »richtige« Bewegungsmuster.
Gesund bewegen mit Tango Seite 16
Wer an Tango denkt, hat unweigerlich bestimmte Bilder im Kopf: glutäugige Latino-Männer und rassige Frauen, hoch geschlitzte Glitzerkleider, feurige Bewegungen, Darbietungen von groß- artiger Artistik und dergleichen mehr.