Page 22 - Freizeitarena
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portrait
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Eine andere Art von Fußball
terung für Afrika, der »sozialen Ader«, die er als Hauptmotiv seiner Aktivitäten sieht. Sogar die Gründung der Versicherungs- agentur resultierte aus einem Selbstverständnis als Verbrau- cherschützer.
Wenn man Rolf Husmann, wie zuletzt bei den Länder- spielen in Göttingen, am Rand des 40 x 20 Meter gro- ßen Spielfelds beobachtet, hat man das Gefühl, er sei mindestens der Co-Trainer, so temperamentvoll ist er bei der Sache. Dass man der Aura des Blindenfußballs erliegen kann, ist nachvollziehbar, denn was die Spieler leisten, ist außergewöhnlich. Gewöhnungsbedürftig für diejenigen, die zum ersten Mal beim Blindenfußball dabei sind, sind natürlich die sehr eigenen Rahmenbedingungen, vor allem die Stille, die rund um den von einer Bande eingefassten Platz herrscht. Das Publikum verhält sich ruhig, weil sich die Kicker durch Kom- mandos verständigen und im Übrigen den mit Metallplättchen gefüllten Ball hören müssen. Weil nicht alle Spieler vollkommen blind sind, tragen die vier Feldspieler (der Torwart ist sehend) Augenbinden – auch das ein zunächst etwas befremdlich wir- kendes Detail. Und natürlich ist es eine andere Art von Fußball, die hier gespielt wird. Hohe Bälle, Flanken und dergleichen kommen eher selten vor, bevorzugt werden Dribbling und Kurz- pass. Und zwar auf einem imposanten Niveau, vor allem die technischen Fähigkeiten, den Umgang mit dem Ball betreffend. Zudem ist Blindenfußball eine ausgesprochen körperbetonte Angelegenheit, um jeden Ball wird gekämpft, bisweilen geht es ruppig zu, zumindest in ausgeglichenen Partien, wie denen des deutschen Teams mit der türkischen Mannschaft.
Natürlich stellt sich die Frage, was für ein Entwicklungspoten- zial der Blindenfußball hat. Rolf Husmann macht sich diesbe- züglich keine Illusionen. Sein Ziel ist es, die bestehenden Mög- lichkeiten auszuschöpfen und auszubauen, die mit rund 100 Bundesliga- und einem Pool von ca. 30 potenziellen National- spielern überschaubare Gemeinde zu öffnen und zu erweitern, beim DFB eine größere Bereitschaft zu wecken, den Blindenfuß- ball zu fördern. Bis 2020 will Husmann sich dieser Mission noch widmen, sein Ziel ist es, dann mit dem deutschen Team an den Paralympics teilzunehmen. Und wer weiß schon, was sich danach an neuen Ideen, Herausforderungen und Tätigkeitsfel- dern ergibt. »In der ganzen Welt gibt es viel zu tun«, sagt Rolf Husmann. Und 2020 ist er ja erst 70 ... t.s.
kontakt
Freundeskreis der deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft e. V.
Dr. Rolf Husmann Charlottenburger Straße 11c 37085 Göttingen rolf.husmann@fdbfn.de
www.fdbfn.de
(Alle Angaben ohne Gewähr)


































































































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