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portrait
lutz renneberg
Lutz Renneberg organisiert Europas größtes U19-Hallenfußballturnier – und manches mehr
Management mit Mut und
Spaß
Es gibt Prominente, die beim Schreiben ihrer Autobiografie die Arbeit just in dem Moment einstellen, wenn es mit den ihre Prominenz begründenden Heldentaten losgeht. Weil doch jeder weiß, worin eben diese Tätigkeiten beste- hen, und weil der Rest des Prominentenlebens dann auf ein Namedropping und Erfolgeauflis- ten hinausläuft. Um wie viel interessanter sind doch die Anfänge!
Im Fall von Lutz Renneberg weiß man, wofür er bekannt ist: die Ausrichtung des »Sparkasse & VGH-Cups«, des größten europäischen Hallen-A-Jugend-Fußballturniers. Das Name- dropping würde in diesem Fall darin bestehen, all die Fuß-
ballstars aufzuzählen, die einst als Jungspunde in Göttingen ihre Visitenkarte abgegeben haben. Und auch im Fall Renne- bergs lässt sich nicht leugnen, dass die Geschichten von den Anfängen ihre ganz eigene Aura haben – und dass Renneberg davon mit einem besonderen Leuchten in den Augen erzählt.
Geboren 1965 in Göttingen, aufgewachsen in Grone-Süd, dort auch die Anfänge der Fußballerlaufbahn: Renneberg steht im Tor des Nachwuchses des FC Grone. Dann als nächste Etappe als 15-Jähriger die Trainerausbildung, in deren Rahmen man sich auch als Schiedsrichter zu bewähren hatte, und zwar im harten Pflichtspielalltag: Renneberg, nunmehr 17, pfeift zum Beispiel die Kreisligapartie Pöhlde gegen Bad Grund, vor rund 1500 Zuschauern. »Hat Spaß gemacht«, sagt er heute lako- nisch. Vermutlich war es aber auch eine gute Schule in Sachen Durchsetzungsvermögen – und im Rückblick eine dieser wun- derbaren Anekdoten, die man sein Leben lang als Vorrat mit sich trägt. Dann der Wechsel zur SVG als Jugendtrainer (und daneben, weil auch ein Brotberuf her muss, eine Ausbildung bei der Sparkasse). Die SVG richtete damals im Winter ein zweitä- giges Hallenturnier für Fußball-A-Jugendliche aus, und mit
dieser Aufgabe wurde nun, im Jahr 1989, der junge R. betraut. Und weil Anfänger Dinge anders zu machen pflegen und mit unbekümmerter Naivität an die Sache herangehen, nahm sich Renneberg gleich Großes vor, indem er Bundesligaclubs anschrieb – keiner sagte zu. Was einem erst mal gesagt werden muss: Bundesligisten zahlen kein Startgeld, sondern wollen verdienen. Zusagen gab es aber von Oberligisten aus der just in Auflösung befindlichen DDR, so schickte der 1. FC Magdeburg seinen Nachwuchs und die BSG Motor Nordhausen. Im Jahr darauf waren dann tatsächlich auch Bundesligavereine (u.a. Hertha BSC, Borussia Dortmund, Hannover 96) dabei, und 1991 mit Ajax Amsterdam erstmals ein internationaler Verein: Ren- neberg war es gelungen, einen ersten Sponsor (Coca-Cola) zu gewinnen. Das waren die Anfänge, damals in der Godehardhal- le, vor 1000 Zuschauern. Vor mehr als zehn Mal so vielen erleb- te das Turnier 2017 in der Lokhalle seine 28. Auflage. Konstant geblieben sind Rennebergs Prinzipien: keine Finanzierung durch öffentliche Mittel; nur so viel Geld ausgeben, wie man auch einnimmt; jugend- und familiengerechte Preise sichern.
Doch das ist nur ein Aspekt des Rennebergschen Aktivitäten- verlaufs: Im Rahmen des Turniers lernte er Mirko Slomka ken- nen, seinerzeit Coach des Nachwuchses von Hannover 96, und wurde dessen Manager. Was illustriert, wie sich Dinge aus ihren Anfängen entwickeln: Man lernt Leute kennen, es entsteht ein
Fotos: FEST GmbH/Wenzel