Page 24 - Freizeitarena
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entdeckungen marshall amp museum
»Das ist bekloppt«, sind Merkers erste Worte, als er uns zu Besuch empfängt. Doch wie er dabei lächelt, fast schon strahlt, zeigt, dass er das nicht so ganz ernst meint. Und »bekloppt« klingt auch gleich so hart. Vielleicht sollte man eher sagen: positiv verrückt. So verrückt, wie im Grunde alle Menschen sind, die ihre Zeit und Energie einer ungewöhnlichen Sammelleiden-
schaft und der Verwirklichung eines Lebenstraums widmen.
Merker, der in Reckershausen geboren ist, hier sein ganzes bis- heriges Leben verbracht hat und im Hauptberuf als Landwirt arbeitet, sammelt seit Jahren Gitarrenverstärker der engli- schen Firma Marshall: Marshall Amps. Kenner wissen: das sind ganz besondere Röhren-Amplifier, die seit den frühen 1960er- Jahren einen maßgeblichen Anteil an der Revolutionierung der Rockmusik hatten. In enger Kooperation mit Musikern, vor allem Pete Townshend von The Who, entwickelten Mister Jim Marshall, wie es sich gehört anfangs in der eigenen Garage, und sein Mitarbeiter Ken Bran ab 1962 Lautsprecherboxen und Ver- stärker, die nicht, wie es bis dato üblich war, den natürlichen Gitarrensound 1:1 verstärkten, sondern ihn übersteuerten und somit verzerrten. Das Gitarrenspiel wurde so härter, klang dre- ckiger und prägte die Entwicklung des Rock. Jimi Hendrix, John Mayall und Eric Clapton, Deep Purple und Led Zeppelin etwa hätten ohne die Innovationen aus dem Hause Marshall und den ganz spezifischen »Marshall-Sound« eine andere Musik spielen müssen.
Seither sind die Marshall-Verstärker Kult in der Rockszene, zu der in gewisser Weise auch Siegbert Merker zählt. Von seinem Konfirmationsgeld kaufte er sich eine erste E-Gitarre und spä- ter einen Verstärker. Als er schon jenseits der 30 war, trotzte er
Bei Live-Konzerten kommen die Marshall-Verstärker zum Einsatz.
dem Beruf die nötige Zeit ab, um mit einer Band durch die Lan- de zu tingeln. Alpenrock, immerhin rund 50 Konzerte pro Jahr. Und irgendwann, wie es so anzufangen pflegt, kaufte er den ers- ten Verstärker der Marke Marshall. Und dann einen zweiten, dritten, vierten. Sodass irgendwann eine richtige Sammlung in Reckershausen zusammengekommen war. Und weil in der alten, seit dem Ende der Viehwirtschaft nicht mehr genutzten Scheune ausreichend Platz vorhanden war, baute Merker sie um, zum großen Teil in Eigenarbeit, und präsentiert dort seit 2012 eine Kollektion von 85 Verstärkern unterschiedlicher Modellreihen nebst 105 Boxen (und einigen Gitarren) in einem großzügigen, schönen Ambiente.
Dort stehen sie aufgereiht, in all ihrer Pracht und ihrem klas- sisch-schönen, bis heute praktisch unveränderten Design, und repräsentieren die gesamte Marshall-Amp-Geschichte von 1964 bis heute. Nur ein erster Blick auf die Kollektion macht allerdings klar, dass Merkers Museum kein gängiges ist: Der Reiz des Betrachtens ist zugegebenermaßen kein großer. Umso größer ist der des Benutzens: Die rund 200 Besucher, die pro Jahr das Museum besuchen, dürfen mit den Exponaten spielen; Merkers Scheune ist mehr eine Music-Hall als ein Museum. »Wenn ich das schon mache, soll man es auch ausprobieren können«, ist die Devise des Direktors. Das ist auch der Haupt- grund, warum Freaks aus aller Welt herkommen: In Reckers- hausen dürfen sie auf den Verstärkern ihrer Sehnsucht nach Herzenslust drauflos rocken. Deshalb bedarf der Musemsbe- such auch einer vorherigen Anmeldung. Deshalb ist auch meis- tens nur jeweils ein Besucher in der Scheune, allenfalls zwei oder drei. Deshalb ist Merker auch stets anwesend und erklärt seine »Schätzchen«. Deren kostbarstes ist zweifellos eine Anla- ge der »6er-Serie von 1965« aus dem Besitz Pete Townshends:


































































































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