Page 26 - Freizeitarena
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portrait
sybille bertram | conny hiller
Sybille Bertram und Conny Hiller setzen auf Spaß beim Radfahren mit Frauen.
Oh! Eine Frau!
Man könnte mit der Fußnote beginnen, dass Sybille Bertram und Conny Hiller per Bus bzw. Auto zum vereinbarten Gespräch kommen – was allerdings durch das lausige Dauerregen- wetter an diesem Tag legitimiert ist. Man könnte zudem vorausschicken, dass beide ungern von sich selbst erzählen und stattdes- sen über ihr eigentliches Anliegen sprechen möchten: den Radsportverein »biciKLETTEN«. Und dass man sich selbstverständlich diesem Ansinnen zu fügen hat und deshalb einfach damit beginnt, wie alles anfing.
Die »biciKLETTEN« haben Geburtstag: Im November vor acht Jahren entstand etwas, von dem seinerzeit nicht abzusehen war, was daraus werden würde. Dass es sich bei den biciKLETTEN um den ersten reinen Frau-
en-Radsportverein Deutschlands handelte, war den zwölf Gründerfrauen, unter ihnen Conny Hiller (Sybille Bertram ist seit 2010 dabei), nicht bewusst – und auch nicht wichtig. Wie überhaupt die ganze Vereinsgründung und -betreibung erfri- schend pragmatisch und undogmatisch daherkommt. Rad sind die Erst-biciKLETTEN schon vor der Vereinsgründung gefah- ren, doch lockere Verabredungen reichten ihnen irgendwann nicht mehr. Ein Verein hat Vorteile, u.a. den, einen gewissen (Gruppen-)Zwang auszuüben, der regelmäßigen Sport fördert.
Es gab aber auch einen ganz simplen Anlass: das Bedürfnis, im eigenen Trikot durch die Landschaft zu radeln und mit eigener Identität wahrgenommen zu werden. Dazu gesellten sich prag- matische Gründe: Den meisten Frauen sind Männer denn doch zu schnell. Zwar hätte den Vereinspionierinnen die Möglichkeit der Mitgliedschaft in einem anderen Göttinger (Rad-)Sportver- ein offengestanden, doch dort wäre man in einer Minderheits- position gewesen.
Den stärksten Impuls setzte die Tour d’Energie, an der sich die biciKLETTEN schon 2009, also wenige Monate nach der Vereins- gründung, beteiligten. Zwar hatten bereits von Beginn an Frau- en an der Tour teilgenommen, doch deren Anzahl empfanden die Tour-Initiatoren der GoeSF als nicht ausreichend. Seit es die biciKLETTEN gibt, tut sich was, offensichtlich ist mit der Exis- tenz des Clubs eine Hemmschwelle gesunken, wenn auch noch nicht ganz gefallen. Doch die Tendenz ist positiv. Allein von 2009, dem ersten Tour-Jahr mit biciKLETTEN, auf 2010 stieg die Zahl radelnder Teilnehmerinnen um 70% – mit 2.150 Männern zu 350 Frauen war das Ungleichgewicht dennoch überdeutlich. Von 2013 bis 2016 stieg der Frauenanteil an der Tour d’Energie von 11,6 auf 13,6 %.
Vorbei sind jedenfalls die Zeiten, in denen Conny Hiller vom Straßenrand aus wie eine Exotin betrachtet wurde: »Oh! Ne Frau!« Vielmehr musste sich die Öffentlichkeit daran gewöhnen, dass die biciKLETTEN in großem, buntem Pulk eine ihrer som- merlichen Touren unternehmen oder am Jedermannrennen teilnehmen. Und allein das macht Spaß.


































































































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