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gesund coaching
Coaching mit Hund: Bendine Röwer und Maja geben gute Impulse
Wesenstest
Wenn man den kleinen schwarzbefellten Lab- rador-Schnauzer-Terrier-Mischling erlebt, hat man nicht den Eindruck, ihm sei unangenehm, das zu tun, was er zu tun hat. Zumal Majas Arbeit eigentlich nur darin besteht, sie selbst zu sein: Das freundliche, zugewandte, neugie- rige, »menschenaffine« Naturell ihres Hundes hat dessen Chefin Bendine Röwer erst auf die Idee gebracht, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Bendine Röwer ist 54 Jahre alt, verfügt über mehrere Berufsausbildungen und -erfahrungen (abgeschlosse- nes BWL-Studium, NLP-Coach, ROMPC-Coach, Hyp- nose-Coach, Lachyoga-Lehrerin). Angefangen hat die
Göttingerin im kaufmännischen Bereich. Eine private Krise, so berichtet sie, hat sie vor fünf Jahren motiviert, sich mit allerlei therapeutischen Angeboten zu beschäftigen. Die waren ihr aber in der Regel zu kopflastig, sie suchte einen Weg, der hand- lungsorientiert war, und fand ihn schließlich in Methoden, die aus dem NLP resultieren. Röwers Ansatz konzentriert sich auf Coaching-Maßnahmen, die sie seit 2014 im Team mit Maja anbietet. Bei aller Gefahr, unbotmäßig zu vereinfachen: Beim Coaching, wie Röwer es anbietet, geht es darum, Blockaden, Ängste, Stressursachen und ähnliches zu erkennen und zu »bewältigen« bzw. handhabbar zu machen, und zwar
nicht durch analytische, sondern verhal- tensorientierte
Maßnahmen. Es geht laut Röwer darum, eingeschliffene »Gedankenschleifen zu durchbrechen« und durch Mentaltech- niken wie autosuggestive Strategien und ein positiv veränder- tes Selbstbild zu lernen, im Rahmen realistischer Zielsetzun- gen besser damit umgehen zu können. Beispielsweise ist es möglich, sich an ein besonders positives Erlebnis zu erinnern, dieses Erinnern in Form eines positiven Körpergefühls zu spei- chern und wiederum dieses Körpergefühl immer dann abzuru- fen, wenn man Gefahr läuft, wieder in alte Stimmungen und Verhaltensweisen abzugleiten. Auf diese Weise kann man z.B. mit dem Rauchen Schluss machen, Prüfungs- und Versagens- ängste oder Schulstress loswerden oder zumindest dämpfen. Bendine Röwer arbeitet vor allem mit Jugendlichen, die mit ADHS, Legasthenie, Dyskalkulie und ähnlichem zu kämpfen haben. Und nicht immer gerne über ihre Sorgen sprechen wol- len.
Das ist der Punkt, an dem Maja ins Spiel kommt. Denn der Vor- teil eines Tieres ist, dass man nicht mit ihm sprechen kann bzw. muss. Die Kommunikation ist klar strukturiert, ein Hund braucht eindeutige Ansagen, und das wiederum setzt voraus, dass man sich selber eindeutig und klar verhält. Bendine Röwer lässt es den Autor in einem kleinen Test selbst erleben: In ihrem Garten hat sie einen Hindernisparcours aufgebaut, und Maja soll motiviert werden, über die Hürden zu springen. Obwohl sie sofort neugierig zur Stelle ist, wird rasch klar, dass sie nicht von allein zum Springhund wird. Was tun? Man kann ihr vormachen, was man von ihr erwartet, es ihr erklären, locken ... Was auch immer man anfängt: man muss eine Bezie- hung zu Maja herstellen, Blickkontakt, Ansprache, Gesten müssen eindeutig sein. Dabei kann man sich nicht auf gewohn- te Verhaltensrituale zurückziehen. Was den zweiten Vorteil des Coachings mit einem Hund ausmacht: Der tickt erholsam anders als Menschen, ist frei von Profilierungsbedürfnissen, er problematisiert und wertet nicht, zeigt Desinteresse, Freu- de und dergleichen ungefiltert und spiegelt in seinem Verhal- ten das seines menschlichen Gegenübers. Und ist zudem von unwiderstehlichem Liebreiz: Eigentlich reicht es schon, in Majas Augen zu schauen, um dahinzuschmelzen, zur Ruhe zu kommen, geduldig zu werden, sich zu öffnen. Zum Beispiel bei einem Spaziergang im nahen Wald, um Hemmnisse zu über-
winden und mit Majas kompetenter Hilfe im Wortsinne »Spiel- räume« zu schaffen, in denen Wahrnehmung und Verant- wortungsgefühl angeregt werden und das Selbstwert-
gefühl ganz nebenbei gefördert wird.
Die jeweiligen Erfahrungen, die Röwers Klienten, ob jung (ab fünf Jahren) oder alt (zum Beispiel Demenzkranke), ob Einzel- personen oder Gruppen, mit Maja
machen, dienen dann als Basis für alles weitere: Gesprä- che, die Vermittlung von Mentaltechniken. Bei allem ste- hen die jeweiligen Bedürfnisse ihrer Kunden im Zent- rum, davon hängt ab, zu wie vielen Sitzungen man sich
trifft, wie lange sie dauern, wie sie konkret ausge- staltet werden. Manchmal reichen schon ein paar Treffen, um einen entscheidenden neu-
en Impuls zu setzen, denn vieles, was man als kaum lösbares Problem mit sich her- umschleppt, entpuppt sich mitunter als
gar nicht so gravierend. Natürlich wird man mittels des Coachings keine schweren seelischen Erkrankungen


































































































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