Page 25 - Freizeitarena Heft 41
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Leistungsorientierter Konzentrationssport:
der Schützenverein SV Diana Göttingen
Spaß statt Vorurteil
Schusswaffen, damit fängt es ja schon mal an, wenn man sich mit Schießsport beschäftigt. Denn was man dabei in die Hand nimmt, ist keine Schusswaffe, sondern ein Sportgerät. Dazu gehören übrigens auch Gegenstände
wie Armbrust oder Bogen (siehe freizeitarena 25 von 2010). Doch während man mit der Betätigung von Letzterem gerade- zu zen-buddhistische, positive Zuschreibungen assoziiert (übri- gens zu Recht), hat Schießsport mit Gewehr oder Pistole immer noch mit Vorbehalten zu tun, in besonderem Maße nach den Amokläufen an Schulen in Erfurt und Winnenden.
Auch bei den Göttinger Schützen gingen danach stets besorgte Anfragen ein, und es war nicht immer leicht, Ängste zu entkräf- ten, beispielsweise durch den Verweis darauf, dass die Sport- geräte sicher im Vereinsheim verwahrt werden, vor allem aber, dass der Schießsport sich gerade für Jugendliche eignet, die zum Beispiel nervös sind. Denn wie beim Bogenschießen kommt es auch beim Schießen mit Pistole oder Gewehr auf Tugenden wie Konzentration, innere Ruhe und Disziplin an. Und im Übri- gen sorgt ein intaktes Vereinsleben sowieso für Einbindung und Wohlverhalten bzw. -befinden.
Letzteres strahlen auf alle Fälle die frisch gekürte Vorsitzende des SV Diana Göttingen Alexandra Wallmann, deren Vorgänge- rin Erika Fandrey-Rannenberg sowie die 1. Schriftführerin Ute Schormann aus, die in der rege frequentierten Gaststätte des
Göttinger Bürgerschützenhauses von ihrem ganz besonderen Schützenverein erzählen, der mit dem Vorurteil aufräumt, Schießen sei nur etwas für Männer, ein Vorurteil, das besonders massiv aufkam, als vor 25 Jahren einige Frauen »aus einer Lau- ne heraus« auf die kecke und sehr neue Idee kamen, einen rei- nen Frauenschießsportverein zu gründen. So entstand der angemessen nach der Göttin der Jagd benannte SV Diana Göt- tingen. Dessen Jagd nach sportlichem Erfolg gestaltete sich erfolgreicher, als mancher Mann unterstellt hatte. »Man(n) war erstaunt«, erinnert sich nicht ohne Genugtuung und Freude Eri- ka Fandrey-Rannenberg, die Gründungspräsidentin und, seit just ein neuer Vorstand gewählt wurde, erste Ehrenvorsitzende des SV Diana. Der ist heute allen Unkenrufen zum Trotz nicht nur noch immer aktiv, sondern weist 37 Mitglieder auf – und sogar einen ausschließlich aus Männern bestehenden Fanclub. Noch heute ist Diana der einzige rein weibliche Schießsportver- ein, zwei reine Männervereine gibt es, der Rest der insgesamt 17 unter dem Dach der Bürger-Schützen-Gesellschaft organi- sierten Vereine mit rund 800 Mitgliedern ist gemischt – Frauen sind in der Minderheit.
Der Sport als solcher prädestiniert dabei überhaupt nicht zu einer solchen maskulinen Dominanz: weder wegen des Gewichts der Waffen, noch wegen irgendwelcher physischer Vorausset- zungen. So wie es auch keine Altersgrenze nach oben gibt, die älteste aktive Schützin zählt zarte 92 Lenze, die jüngste ist 16.
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