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   Vielleicht ist eine Karriere als Profi drin.
 INFO
TUSPO Weende
Radsport beim Tuspo Weende: tuspoweende-radsport.de
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Tobias Buck-Gramcko ist acht- zehn Jahre alt, und das mit der Müdigkeit ist sehr nachvollziehbar. In wenigen Wochen macht der Schüler am Felix-Klein-Gymnasium sein Abitur, und entspre- chend gibt es viel zu tun. Doch die Schule ist nur der eine Teil, denn Buck-Gramcko ist Radrennfahrer mit einigem Potenzial. Seit 2017 gehört er zum Nachwuchs-Kader des BDR (gemeinsam mit der Tuspo-Fahrerin Hannah Buch), einen Teil der Abitur-Vorbereitung hat er in einem zwei- wöchigen Kader-Trainingscamp auf Mallorca verbracht – Saison- und Reifeprüfungvorbereitung in einem.
Angefangen hat alles mit einem Triathlon: Vor vier Jahren nahm Tobias Buck-Gramcko als Training für den Göttin- ger Triathlon an einem Rennrad-Sommercamp von Tuspo Weende teil und hatte Spaß daran. Das führte dazu, dass er bei Tuspo Weende einstieg – schon ein hal- bes Jahr später nahm er in Hannover an seinem ersten Rennen teil, gewann es auf Anhieb, wurde gleich in sei- nem ersten Jahr Landesmeister und nahm an der Deut- schen Meisterschaft teil. Spaß haben und gut sein: Das ist die Formel, die seither seine Karriere begleitet hat. Deren Basis wiederum Talent ist.
Tobias Buck-Gramcko kann mittler- weile auf eine Reihe von Erfolgen zurückblicken. Er war 2017 Deut- scher Meister im Einzelzeitfahren, belegte 2018 bei seinem WM-Debüt in der Einerverfolgung über 3000 Meter auf der Bahn einen starken fünften Rang und holte bei der EM Bronze in der Mannschaftsverfol- gung.
Entsprechend wurden bald die Ver- antwortlichen des Verbands auf das Talent aufmerksam. Heute hat er einen Landestrainer, der seinen Trainingsplan aufstellt, und den
Bundestrainer, der für die übergeordnete Planung und für die Nominierungen der Fahrer zuständig ist. Die Frei- heiten sind seither stark eingeschränkt, unter anderem, weil die Zugehörigkeit zum U19-Kader mit Dopingüber- wachung verbunden ist. Dazu kommt ein prallvoller Ter- minkalender: Fast an jedem Wochenende fährt er Rennen, pro Woche steht ein Pensum von
nen, die pro Jahr anstehen, sondern auch der Besuch von Lehrgängen, bürokratische Lästigkeiten wie das Führen von Trainingsprotokollen sowie das Putzen und Reparieren seiner sechs Räder.
Und dann, siehe oben, die Schule. Das FKG ist eine Schule mit Sportschwerpunkt, dort hat man Verständnis für die entsprechenden Ambitionen und unterstützt sie nach Kräften. Dennoch bleibt die Arbeit beim Schüler hängen, der Radsport und Schule unter einen Hut bringen muss. Das geht, aber Zeit für anderes, Partys, überhaupt irgendwelche Freizeitaktivitä-
ten, bleibt dann nicht mehr.
Buck-Gramcko ist darauf ange-
wiesen, auch im Freundeskreis
Verständnis zu finden, weil er an
vielem nicht teilnimmt. Das geht
alles, sagt er, und die Frage, ob
ihm nicht manchmal doch etwas fehle, ob das »sinnvoll« ist, was er tut, habe er sich eigentlich nie gestellt: »Ent- weder ich mache etwas richtig oder gar nicht«. Für Buck-Gramcko ist die Motivationslage klar: Er hat immer wieder »eine Menge Spaß« an den Rennen, und natürlich Spaß am Erfolg. »Beim Radsport erlebt man viel«, erklärt er: das Fahren in der Gruppe, das Taktieren, die Bewe- gung in der Landschaft, die Vielfalt des Sports, die Mög- lichkeiten, die ihm offenstehen. Buck-Gramcko träumt, was nachvollziehbar ist, von einer Karriere als Profi, wobei er sich der Hürden, Schwierigkeiten und offen- sichtlich auch der Grenzen seiner Möglichkeiten bewusst ist. Die Tour de France, da ist er sich sicher, werde er wohl nie gewinnen, doch vielleicht ist eine Kar- riere als Profi drin, die Teilnahme an Olympischen Spie- len etwa halte der Bundestrainer durchaus für möglich. Das bedeutet Ansporn, Vertrauen, aber auch Druck. Allein um das Level als Kaderfahrer zu halten, muss man immer präsent sein, denn die Konkurrenz ist wach.
Buck-Gramcko weiß mit seinen 18 Jahren genau, was er tut und worauf er sich einlässt. In diesem Jahr sollen Vorentscheidungen fallen, »von diesem Jahr hängt viel ab«: Europa- und Weltmeisterschaften stehen an, er muss sich ein U23-Team suchen, das ihm Entwicklungs- möglichkeiten bietet, und er muss sich spezialisieren: Liegt die Zukunft auf der Bahn oder auf der Straße? Und dann gilt es natürlich auch zu klären, mit welcher Ausbil- dung es nach dem Abi weitergeht. Noch ist alles offen, manches Improvisation, doch der Ernst und Pragmatis-
   rund zwanzig Trainingsstunden an: Aus- fahrten natürlich, aber auch viel Arbeit an Kondition und Physis im Kraftraum, durch Laufen und Schwimmen. Des Weiteren gibt es Verpflichtungen, von denen der Laie nichts ahnt: nicht nur all die Anreisen zu den Rundfahrten und rund 30 Ren-
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mus, mit dem er seinen Weg geht bzw. fährt, soll- ten dafür sorgen, dass nichts schiefgeht. Dann wird auch die Müdigkeit nicht zur Läh- mung werden – Hauptsache, der Spaß an
der Sache bleibt.   t.s.
                                                                                                                                                









































































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